Walpurgis - Hexenfest oder Touristenattraktion im Harz?
Fruchtbarkeitsfest Walpurgis
Der 30 April ist ein ganz besonderer Tag, zumindest, wenn man eine Hexe ist oder dem Wicca Glauben angehört.
Wicca ist eine heidnische Naturreligion der Liebe zum Leben und zur Natur. Sie entstand aus dem täglichen Leben derjenigen, die von der Natur wie Ackerbau treiben, Früchte sammeln und ernten abhängig waren.
Eines ihrer Jahreszeitenfeste war Beltane, heute besser bekannt als Walpurgis.
Beltane, bzw. Beltaine bedeutet 'leuchtendes Feuer' und ist ein Fruchtbarkeitsfest, bei dem die mythische Vereinigung des Weiblichen und Männlichen, der Göttin mit dem Gott zelebriert wird. Aus dieser Vereinigung, die die Jungfräulichkeit der Göttin beendet, spriesst die neuerweckte Natur und symbolisiert das Wachstum von Pflanzen und Früchten, ein Füllhorn des Lebens.
In dieser Zeit, genau wie an dem amerikanisch vermarkteten Halloween im Oktober (das ursprüngliche Samhain-Fest) soll die Barriere zwischen der Welt der Menschen und der der Feenwesen besonders durchlässig sein. Auch ist die Beltane-Nacht eine Zeit der Leichtigkeit, der Lust und Leidenschaft. Für eine Nacht werden die Eheringe und die damit einhergehenden Verpflichtungen abgelegt, Liebende treffen sich und können ungestraft die Vereinigung der Gottheiten nachvollziehen. So zumindest die Theorie und die Legende.
Erst am Morgen des 1. Mai kehren sie alle zurück zu dem phallischen Symbol des Maibaums, um weiter zu feiern. Diesen Maibaum, oft aus einer frisch geschlagenen Birke, hatten vorher die Männer des Ortes aufgestellt und mit Bändern geschmückt.
 Während der Baum für das Männliche steht, symbolisieren die Bänder das Weibliche.
Das Verflechten der Bänder beim Tanz zeigt dann im übertragenen Sinn die Vereinigung der Göttin mit dem Gott. Sitte ist es auch, dass die Frauen sich mit Blumenkränzen schmücken und weitere Blumenkränze den Wassergeistern in Flüssen und Bächen zuwerfen. Noch heute wird bei 'Tanz in den Mai'-Veranstaltungen die zu kürende Maikönigin mit einem Blütenkranz im Haar geschmückt.
|
Walpurgis = Beltane
 Traditionell wird zu Beltane auch ein Feuer oder früher auch zwei entzündet. Tiere wurden zwischen den Feuern hindurch getrieben, um sie zu reinigen und evtl. Krankheiten schon im Vorfeld zu bekämpfen. Menschen (und besonders Liebende Hand in Hand) sprangen und springen noch heute über die Feuer hinweg, weil sie sich davon Glück und Segen versprechen. Allerdings ist dies bei den meisten Walpurgisfeuern heutiger Zeit dann doch eher schwierig, da sie oft meterhoch sind.
Offiziell gibt es keine Beltane-Feiern mehr, die so genannt werden, zumindest nicht in den Veranstaltungskalendern der Städte. Dennoch feiern viele Gruppen ihre eigenen Beltanefeiern- oft auch an ganz besonderen Orten der Kraft, die es schon seit Jahrhunderten gibt.
Feiern unter dem Namen Walpurgis jedoch finden sich im Programm vieler Harzer Orte. Natürlich sind die Walpurgisfeiern heutzutage touristisch aufbereitet. Der Harzer Legende nach reiten in der Walpurgisnacht die Hexen auf ihren Besen zum Hexensabbat, der auf dem Brocken stattfinden soll.
Fliegende Hexen hat man jedoch weder damals noch heute gesehen, weswegen Wissenschaftler glauben, dass sich zu Hexen berufene Personen mit der sogenannten Hexensalbe einrieben, die Halluzinationen u. a. vom Fliegen, hervorrief. Heutige Hexen dagegen halten den Hexenbesen eher für ein Reinigungswerkzeug, mit dem man symbolisch die negativen Energien aus dem Haus fegt.
Walpurgis hat übrigens mit der Hexenverbrennung nichts zu tun, obwohl bis vor einigen Jahren immer wieder Strohhexen auf Harzer Feuern verbrannt wurden. Nachdem Frauenbewegungen dagegen protestierten, ist dieser, von einem Frendenverkehrsverein eingeführte, Brauch wieder verschwunden und die Walpurgisfeuer bestehen nur noch aus Holzstößen, so wie schon seit vielen Jahrhunderten.
Der Name Walpurgis für den Frühjahrsbrauch ist auch eher neuerer Herkunft. Die Kirche konnte den heidnischen Brauch der Beltane-Feiern einfach nicht unterbinden und beschloß daher, ihm einen christlichen Anstrich zu geben. So feiert die Kirche am 30. April den Geburtstag der Schutzpatronin gegen Geister, der heilige Walpurga.
|
Goethe macht die Walpurgisnacht bekannt
 Die Vorstellung, dass sich Hexen in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai auf dem Blocksberg treffen, ist von den Beschreibungen des Hexensabbat in der Literatur des 15. und 16. Jahrhunderts beeinflusst. Der Blocksberg ist dabei das Synonym für einen hohen Berg in der Nähe.
Im Harz denkt man in diesem Zusammenhang oft an den Brocken, auf dem sich noch heute viele Menschen treffen, um sich dann allerdings ganz kommerziell bei Musik und Theater zu vergnügen.
Ein Hexensabbat ist eigentlich ein in der Nacht stattfindendes heimliches Treffen der Hexen mit dem Teufel auf einem dafür vorgesehenen Platz, bei dem Tanz, Feuer und laut den Anklägern bei Hexenprozessen unzüchtige Praktiken eine Rolle spielten. Manche Orte im Harz erinnern an die ursprünglichen Legenden, z. B. der Hexentanzplatz am Bodetal, der möglicherweise auch ein germanischer Kultplatz gewesen ist.
Der Name "Walpurgisnacht" wurde durch Goethes Faust (Teil I, 1808) bekannt. Er beschrieb in seinen Werken unter anderem auch die neblige, unheimliche Stimmung in den Harzer Wäldern. Frühere Belege der Walpurgisnacht sind im 18. Jahrhundert nachweisbar. (teilweise aus Wikipedia)
|
Beltane in Irland und Schottland
Woher der name Beltane tatsächlich stammt, ist bisher nicht gesichert geklärt. Man vermutet, das es von "bel" stammen könnte, was helles Feuer bedeutet.
Beltane war ursprünglich auch das Fest zu Beginn des Keltenjahres, die in dieser Zeit ihre Häuser mit frischem Grün schmückten, was der Vorläufer unserer geschmückten Maibäume sein könnte.
Ein weiterer Brauch zu Beltane: Bis ins vorige Jahrhundert wurden alle Herdfeuer gelöscht und dann mit Hilfe eines Feuersteines wieder neu entzündet Das sollte an die Landung der Túatha Dé Danann (einem Volk mit magischen Fähigkeiten) in Irland und das Verbrennen ihrer Schiffe erinnern.
 Nach einer später verlorenen Schlacht zog dieses Volk sich in die Sidhe-Hügel und damit in eine Parallelwelt zurück. Heute werden sie selbst als Sidhe bezeichnet. Auch Elfen und andere magische Wesen sollen in dieser Anderswelt leben.
In der Walpurgisnacht soll der Schleier, der die Welt der Sidhe von uns trennt, duchlässiger als sonst sein.
Jetzt bietet sich die Gelegenheit, die Elfenwesen zu entdecken und vielleicht sogar Kontakt aufzunehmen.
|
Was gehört dazu, wenn man Beltane feiern möchte?
Wie bei allen Frühlingsfesten, gehören die Pflanzen der Sasison auf den geschmückten Tisch, der auch gerne im Freien stehen darf. Je nachdem, in welcher Region man wohnt, sind das z. B.:
- Weide
- Flieder
- Maiglöckchen
- Waldmeister (wird gerne für Maibowle genutzt)
- blühende Obstzweige
- Gundermann (die Blätter werden auch als Gewürz für Suppen, Gemüse, Salate, und Quark eingesetzt)
- Giersch (die jungen Blätter werden u. a. wie Spinat gegart und zubereitet. Ältere Blätter als Gewürz - ähnlich wie Gundermann - genutzt
- Löwenzahn (junge Blätter als Salat oder gegart wie Spinat verwenden)
Bärlauch: Kleingeschnittene Blätter als Gewürz in Suppen und Salaten oder einfach auf Butterbrot streuen.
Eine weitere schöne Idee ist es, den Samen eines Halloweenkürbis auszusäen, denn das Jahreskreisfest Halloween ist das Pendant zu Beltane auf der gegenüberliegenden Seite des Jahreskreises.
In der Nacht auf den 1. Mai, wenn die Feenwelt näher an unsere Welt heranrückt, ist zudem ein Feuer ein Muss. Wenn es klein genug ist, kann man alleine oder mit dem Partner darüber springen, was Glück bringen soll.
(Aus Sicherheitsgründen bitte keine synthetische Kleidung tragen, die sich durch Funkenflug leicht entzünden kann. Besser sind enganliegende Kleidungsstücke aus Jeansstoff oder Baummwolle.)
Gerade gekauft: ein Walpurgis-Muffin mit Karamellgeschmack und Schokoglasur aus einer Harzer Bäckerei - lecker!
|
|
